Über Dissoziation und Geister // Vito Oliveira Azevedo
Ästhetische Recherche und work-in-progress // Vom 20. Januar zum 1. Februar von Einbruch der Dunkelheit bis 22 Uhr
Dissoziation wird oft beschrieben wie ein Blick durch ein Fenster —anwesend, aber distanziert. Es ist das Gefühl, in einem Körper gefangen zu sein, der sich nicht mehr wie der Eigene anfühlt, als würde man das eigene Leben auf einer Leinwand durch fremde Augen betrachten. Dieses verstörende Gefühl der Entfremdung steht im Mittelpunkt dieser Arbeit.
Die Fenster des Ausstellungsraums werden zu Barriere und Brücke zugleich. Mit Papier bedeckt, rufen sie Bilder von verlassenen Häusern und vergessenen Orten hervor, während Licht und Klang hindurch dringen und die Oberfläche gerade so weit durchbrechen, dass sie die Außenwelt berühren. Das Fenster wird zum Symbol der Dissoziation: die dünne Linie zwischen dem „gespenstischen Körper“ und der fernen Welt.
Von Außen lassen sich Bewegungen und fragmentierte Klänge erahnen — Schatten und Silhouetten, das leise Echo einer Präsenz, die im Inneren arbeitet. Diese Projektionen, geisterhaft und unvollständig, laden zur Interaktion ein, halten das Publikum jedoch auf Distanz. Man kann sich nähern, das Glas berühren, doch die Barriere bleibt bestehen, die innere Welt bleibt unerreichbar und rätselhaft.
Dieser Raum ist erfüllt von Gespenstern — von Trauma, Erinnerung und erahnten Zukünften. Die Grenzen zwischen Innen und Außen verschwimmen, beide Seiten hinterlassen Spuren, verzerrt und unklar. „Not really here not any more // Nicht wirklich hier nicht mehr” wird zu einem Dialog zwischen dem Selbst und seiner Umgebung, einer Reflexion darüber, was es bedeutet, zugleich präsent und distanziert zu sein.
Vito Oliveira Azevedo ist ein*e brasilianische*r Medienkünstler*in mit Schwerpunkt auf Klangkunst, derzeit in Bochum wohnhaft. Vitos Praxis umfasst Soundtracks für darstellende Künste, Installationen und Audiowalks, mit Fokus auf narrative Medien und transformative Ansätze, die das Verhältnis von Menschen zu ihrer Umgebung neu denken. Inspiriert von magischem Realismus und Autofiktion, wurden Vitos Arbeiten in Ausstellungen wie „Acts of Air“ (University of the Arts London), „monteaudio20:imaginación“ (Universidad de la República Uruguay) sowie in Residenzen wie der 2900m²-Residenz des Kunsthaus Helleweg in Versmold, NRW präsentiert.
instagram: @vitooaz
Zusatzinformationen
Die Arbeit wird von innen nach außen aufgeführt. Der Ausstellungsraum ist nicht zugänglich. Die Arbeit verwendet sowohl Klang- als auch Bildinstallationen. Es kann zu Stroboskopeffekten kommen.
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Dieses Werk behandelt auf abstrakte Weise Themen wie Trauma und Dissoziation und nutzt geisterhafte sowie unheilvolle ästhetische Bezüge. Es enthält jedoch keine gewalttätigen oder stark verstörenden Bilder oder Texte. Es können Stroboskopeffekte sowie schrille oder plötzlich laute Klänge auftreten.
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Eventuell englische/deutsche/portugiesische Wörter, aber die Kenntnis dieser Sprachen ist nicht erforderlich.